top of page

Faszination Bartending - presented by Gregory Katsaras

In der Vorbereitung auf dieses Interview wurde schnell klar, dass es sich beim Bartending um eine facettenreiche Kunstform handelt, die eine Menge Eleganz und Anmut in sich trägt. Mit der Barbibel „The Bartender’s Guide“ ebnete der Pionier Jerry Thomas bereits 1862 den Weg für viele Bar- und Cocktail-Enthusiast:innen. Mittlerweile ist dieses Berufsfeld sogar Gegenstand einer Netflix-Show namens „Drinking Masters“ geworden, in der 12 Teilnehmer:innen um ein Preisgeld von 100.000 Dollar mixen.


Inmitten von Zutaten, Handwerkswissen und raffinierten Bar-Moves

Bartender:innen liefern neben unzähligen Rezepten mit feinsten Likören, Spirituosen, Gewürzen, Früchten uvm. auch eine gewisse Show ab. Das Flairbartending, also das Ausführen von Tricks und effektvollen Jonglier-Choreografien mit Flaschen, Gläsern und Mixbechern, begleitet das Zubereiten der Cocktails. Versprüht wird dadurch der gewisse Bar-Zauber, der wie eine essenzielle Zutat hinzugefügt wird.


Das, was Bartender:innen kreieren, ist demnach so viel mehr als das bloße Zusammenmixen von Zutaten und das Abarbeiten von Rezeptlisten. Mit dem Geschmacks-Bouquet der vielen verschiedenen Cocktail-Komponenten setzt sich auch der Tübinger Bartender Grigorios Katsaras (26), auch Gregory genannt, seit einigen Jahren mit viel Hingabe auseinander.


Der Beginn einer Bartender-Karriere

Als Sohn eines Griechen und einer Ukrainerin hat Gregory 2018 Griechenland verlassen. Gelandet ist er in München, wo er dank seines Vaters einen Bartender-Job bei seinem Onkel ergattern konnte. Zuvor hatte Katsaras eineinhalb Jahre in der griechischen Armee gedient - doch nun wartete ein ganz anderes Abenteuer auf ihn. Im Alter von 20 Jahren und ohne jegliche Deutschkenntnisse eignete er sich die ersten Bartender-Skills an. Einen Sprachkurs hat er nie besucht. Stattdessen erlernte er die deutsche Sprache in direkter Interaktion mit den Menschen an und hinter der Bar. Es vergingen drei Jahre, bis Gregory beschloss weiterzuziehen.

Nach einem Abstecher in Griechenland und der Rückkehr nach München wurde er von einem griechischen Freund kontaktiert, der ihm anbot, in Tübingen eine Wohnung zu teilen. Der junge Bartender machte kurzen Prozess und zog nach Tübingen.


Nächster Step - Faros

Sein Aufenthalt in Deutschland entpuppte sich allmählich als eine Family-Reunion, denn nun lernte er auch noch seinen Cousin und aktuellen Chef Dimitri Katsaras kennen. Dimitri ist unter anderem Inhaber des Griechischen Restaurants Faros - eine absolute Traum-Location mit authentischen griechischen Köstlichkeiten, soweit das Auge reicht.

Im ersten halben Jahr in Tübingen arbeitete Gregory in einer Expeditions-firma, doch die Faszination für die Arbeit an der Bar ließ ihn nicht los - deshalb kam es ihm ganz gelegen, dass sein Cousin ihn schließlich als Bartender für das Faros engagierte.



„Ich wollte bei der Arbeit immer Kontakt mit Menschen haben, deshalb fühle ich mich besser, wenn sich die Gäste in der Nähe von der Bar aufhalten.“

Den jungen Bartender ärgert es, wenn er im Gespräch mit Menschen bemerkt, dass sie die Raffinesse und Kunst hinter dem Bartending nicht erkennen und wenig Wertschätzung für diesen oftmals harten Job entgegenbringen. Dabei imponiert das Können von Gregory noch viel mehr, wenn man weiß, dass er sich sein Können und Wissen ohne eine Ausbildung oder eine Bartender-Schule angeeignet hat. Seine intrinsische Motivation und Leidenschaft für diesen Beruf gibt ihm bis heute den nötigen Boost die Virtuosität des Bartendings weiter auszubauen und zu perfektionieren.

Die Frage, ob es für ihn schwierig war, alleine und ohne Deutschkenntnisse in Deutschland Fuß zu fassen, beantwortet Katsaras mit einem klaren „Nein". Aufgrund der frühen Trennung seiner Eltern, die stetige Abwesenheit seines Vaters und der Fakt, dass seine Mutter viel arbeiten musste, war er schon in jungen Jahren weitestgehend auf sich allein gestellt. Diese emotional sehr herausfordernde Zeit hatte aber auch einen positiven Impact. Er war gezwungen, Inhalte schneller zu erfassen und erkannte, dass er nur durch seine eigene Motivation heraus einen Unterschied bewirken kann.

Neben dem eigenen Antrieb, Geduld und vielen Tutorials empfiehlt Katsaras neue Inspiration im Ausland oder in anderen Städten zu suchen. Außerdem: „Ich probiere immer die Cocktails, die ich auch mache, um den Unterschied zu schmecken“, so Gregory. Auf diese Weise hat er schon einige positive Überraschungen erlebt und daraufhin seine Rezepte umgestellt oder weiterentwickelt. Der junge Bartender erzähl zudem: „An Tagen, an denen wir 300 Gäste haben, bekomme ich in einer Minute sieben Bestellung rein.“ Aus diesem Grund hält er fest, dass Konzentration und Schnelligkeit in dieser Branche eine obligatorische Fähigkeit sein sollte.

„Du musst es fühlen und deinen Kopf nur an der Bar haben.“

Neben hohen Gästezahlen kann es auch mal vorkommen, dass außergewöhnliche Wünsche eintrudeln, besondere Ansprüche geäußert werden oder Gäste dem Personal mit Unfreundlichkeit begegnen. Für den erfahrenen Bartender gilt jedoch stets: „Man muss menschlich bleiben und seinen Job richtig machen. Wenn man sieht, dass Kollegen gestresst oder müde sind, sollte man immer helfen.“

New York is callin'

„Ich wollte schon immer international erfolgreich sein“, stellt der junge Bartender fest. Deshalb zieht es ihn nun in die größte Stadt der Vereinigten Staaten - nach New York. Dort wird er sich einen Monat lang an einer Bartender Academy unter anderem auf das Flairbartending konzentrieren, um an seinem persönlichen Stil zu feilen und seine Kunstfertigkeit auf ein neues Level zu heben. Bleibt also nur zu hoffen, dass er wieder zurückkehrt und Tübingen diesen talentierten Bartender nicht verliert.


Auf dem Instagram Account von Stadtkind Tübingen zeigt euch Gregory übrigens seine Lieblingscocktails inkl. Rezepte - Cheers!

Fotos: Stadtkind Tübingen

Autorin: Vicky


Коментари


bottom of page